Da das leidlich bekannte Virus mittlerweile weniger bedrohlich mit den Zähnen fletschte als bisher, war es möglich, dass wir uns Ende Januar zu einem Gesprächsabend mit dem Klinikseelsorger Pfarrer Joachim Schmid von der Evangelischen Kirche treffen konnten, um die Losung für das neue Jahr „Jesus Christus spricht, wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ zu betrachten. Etliche religiöse Fragen schlossen sich daran an.
Im kalten Februar gab es einen geselligen Abend mit heißem Tee, Geschichten sowie Liedern und Gitarrenmusik vom Frieder. Michael präsentierte eine neuere Erzählung.
Bald hielt es uns nicht mehr in Tübingen, und wir fuhren mit dem Zug durch eine braun-graue Landschaft nach Heilbronn, um uns in der „experimenta“ umzugucken, einer Ausstellung, die Naturwissenschaft und Technik für Menschen aller Altersgruppen begreifbar machen möchte. Narzissen in leuchtendem Gelb blühten in den Anlagen. In der Ausstellung boten sich unseren staunenden Augen originelle Phänomene aus der Welt der Physik und allerhand Wunderwerke der Technik. Nach so viel Input für den Geist stärkten wir uns körperlich später in der Cafeteria mit leckeren Speisen.
Bei der Stadtführung mit Thomas Maisch im Mai wurde uns vor Augen geführt, wie schwierig es für Menschen mit Behinderung sein kann, in Tübingen zurechtzukommen, sei es für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer oder Blinde.
Der Juni hatte wieder ein bewährtes Urlaubsvergnügen im Angebot, denn wieder ermöglichte es uns unser Verein, eine fünftägige Reise in Nonnenhorn am Bodensee zu verbringen (Siehe Bericht dazu unten).
Im Juli mussten wir den Tod eines geschätzten Menschen betrauern, denn Suse Herdeg starb am 15.07.22 im Alter von 84 Jahren. Einige von uns nahmen Abschied von ihr am Grab. Ausführlich würdigte der Pfarrer Suses Engagement in der Klinke.
Am 18. Juli – die Sonne schien strahlend vom Himmel bei über 30 Grad im Schatten – glitten wir in Stocherkähnen über den flirrenden Neckar bis zur Alleenbrücke und wieder zurück. Dieses Ritual ließ sich niemand entgehen. In der Neckarmüllerei löschten wir später unseren Durst mit kühlen Getränken.
Beim Grillfest in der Hügelstraße kam wieder alles auf den Grill, was sich nur irgendwie grillen ließ. Thomas Maisch hatte fleißig die Werbetrommel gerührt, so dass wir eine muntere Gesellschaft von 20 Leuten waren.
Am 3. September feierten wir das 50-jährige Jubiläum der Klinke. Dafür mieteten wir einen Raum im Salzstadel an, in dem alle 38 Gäste gerade Platz fanden. Leider war der bestellte Kuchen von der Bäckerei nicht geliefert worden, so dass wir in Windeseile spontan Kuchen und Torten kaufen mussten. Es war dennoch ein lockeres, fröhliches Kaffeetrinken, bei dem einige Reden gehalten wurden. Am Ende durften alle eine Gerbera-Blume mit nach Hause nehmen.
Vom 26. September an war die Klinke kalt – für fast vier Wochen. Während der Sanierungsarbeiten im Parterre hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Rohre für die Gaszuleitung teilweise erneuert werden mussten. Die Teestubenleute zogen also in die Hügelstraße, und die Selbsthilfegruppen fanden Unterschlupf beim Sozialforum. Jetzt ist es wieder mollig warm in unseren Räumen.
Durchaus ernst ging es bei der Romanvorstellung zu, die uns Walter Nilson präsentierte. Die düstere Zukunftsvision erschien erschreckend realitätsnah, und man konnte es recht bedrückend finden, wie George Orwell uns in seinem Roman „1984“ die Lebens- und Arbeitsbedingungen einer zukünftigen Gesellschaft ausmalte. Walter war ein souveräner Referent.
Mitte November hat uns Thomas Maisch die Geschichte unseres Hauses und der Klinke näher gebracht. Wir erfuhren interessante Dinge aus fünf Jahrhunderten, denn so alt ist das Haus.
Ende November kamen zur Vernissage der Bilderschau von Daniela Brummer nicht nur die bekannten Gesichter, sondern auch etliche ihrer Freundinnen und Freunde. Michael als Laudator erläuterte uns Danielas künstlerischen Werdegang, der sie von abstrakter Malerei hin zum Konkreten führte. Es wurde ein geselliger Abend.
Einen krönenden Abschluss fanden die Aktivitäten im Klinke-Jahr schließlich am 12. Dezember mit unserer diesjährigen Weihnachtsfeier.
Wolfgang Keller