"Die KLINKE"

"Die KLINKE" ist ein Ort der Begegnung mitten in der Tübinger Altstadt. Die Angebote der KLINKE richten sich an Menschen, die sich aufgrund ihrer psychischen Erkrankung eine zwanglose Anlaufstelle wünschen. Hier können sich Gleichgesinnte treffen, neue Kontakte knüpfen und pflegen.

Ehrenamtlich aktive Bürger*innen sowie Menschen mit Psychiatrieerfahrung bieten hier Aktivitäten an.

Angebote der Selbsthilfe

Die Unterstützung der Selbsthilfe war und ist ein zentrales Anliegen der KLINKE. So finden Selbsthilfegruppen in der KLINKE einen Raum, um sich zu treffen. Die KLINKE ist offen für vielfältige Aktivitäten, die unsere Besucher*innen ins Leben rufen und eigenverantwortlich leiten.

Durch die Eigeninitiative unserer Besucher*innen sind im Laufe der Zeit verschiedene Selbsthilfegruppen entstanden.

Mitarbeit in der KLINKE

Möchten Sie sich ehrenamtlich in der KLINKE engagieren? Wunderbar! Nähere Informationen finden Sie hier.

Unterstützen Sie diese geschichtsträchtige Einrichtung

1972 - also mitten in einer Zeit der Psychiatrie-Enquete und der Psychiatrie-Reform - bauten zwei ehrenamtlich tätige Frauen in Zusammenarbeit mit einer Ärztin und Krankenschwestern „Die KLINKE“ auf. Dies war zugleich ein gesellschaftliches Novum: Zum ersten Mal sollten sich Patient*innen der Psychiatrie außerhalb der Klinikmauern mit Bürger*innen zwanglos und auf Augenhöhe treffen können. So wurde die KLINKE ein Stück verwirklichte Psychiatriereform. Die KLINKE erfreute sich großer Begeisterung und schuf ein ansprechendes, vielseitiges, tägliches Angebot. Sie hatte einen Helferkreis von zehn Frauen und Männern, die sich voller Elan und Herzblut für diese doch einmalige Institution engagierten. Die KLINKE genoss weit über ihre Grenzen im sozialpsychiatrischen Bereich einen hervorragenden Ruf und galt als Modellprojekt.

Im Herbst 2017 ist der bisherige Trägerverein der KLINKE mit dem VSP verschmolzen. Seither wird das vorher rein selbst organisierte Angebot durch eine Mitarbeiterin des VSP koordiniert.

Die bisherigen Angebote der KLINKE werden eher von älteren Personen besucht. Im Erdgeschoss sollen nun inklusive, innovative Angebote für junge Menschen mit einer psychischen Erkrankung entstehen. Hierfür möchten wir die Räume modernisieren und ansprechend einrichten, um innovative und inklusive Angebote zu schaffen. Da es sich um eine grundlegende Sanierung in einem denkmalgeschützten Haus handelt, ist dieses Projekt kostenintensiv. Als gemeinnütziger Träger sind wir dringend auf Förder- und Spendengelder angewiesen. Wir freuen uns über jeden Euro!

Wenn Sie Interesse an einer Mitarbeit in der KLINKE haben, wenden Sie sich bitte an Elke Wettemann.

--- Unterstützt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit u. Integration aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg und aus Mitteln der gesetzlichen Pflegeversicherung. ---

Rückblick auf das Jahr 2022 in der KLINKE

Da das leidlich bekannte Virus mittlerweile weniger bedrohlich mit den Zähnen fletschte als bisher, war es möglich, dass wir uns Ende Januar zu einem Gesprächsabend mit dem Klinikseelsorger Pfarrer Joachim Schmid von der Evangelischen Kirche treffen konnten, um die Losung für das neue Jahr „Jesus Christus spricht, wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ zu betrachten. Etliche religiöse Fragen schlossen sich daran an.

Im kalten Februar gab es einen geselligen Abend mit heißem Tee, Geschichten sowie Liedern und Gitarrenmusik vom Frieder. Michael präsentierte eine neuere Erzählung.

Bald hielt es uns nicht mehr in Tübingen, und wir fuhren mit dem Zug durch eine braun-graue Landschaft nach Heilbronn, um uns in der „experimenta“ umzugucken, einer Ausstellung, die Naturwissenschaft und Technik für Menschen aller Altersgruppen begreifbar machen möchte. Narzissen in leuchtendem Gelb blühten in den Anlagen. In der Ausstellung boten sich unseren staunenden Augen originelle Phänomene aus der Welt der Physik und allerhand Wunderwerke der Technik. Nach so viel Input für den Geist stärkten wir uns körperlich später in der Cafeteria mit leckeren Speisen.

Bei der Stadtführung mit Thomas Maisch im Mai wurde uns vor Augen geführt, wie schwierig es für Menschen mit Behinderung sein kann, in Tübingen zurechtzukommen, sei es für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer oder Blinde.

Der Juni hatte wieder ein bewährtes Urlaubsvergnügen im Angebot, denn wieder ermöglichte es uns unser Verein, eine fünftägige Reise in Nonnenhorn am Bodensee zu verbringen (Siehe Bericht dazu unten).

Im Juli mussten wir den Tod eines geschätzten Menschen betrauern, denn Suse Herdeg starb am 15.07.22 im Alter von 84 Jahren. Einige von uns nahmen Abschied von ihr am Grab. Ausführlich würdigte der Pfarrer Suses Engagement in der Klinke.

Am 18. Juli – die Sonne schien strahlend vom Himmel bei über 30 Grad im Schatten – glitten wir in Stocherkähnen über den flirrenden Neckar bis zur Alleenbrücke und wieder zurück. Dieses Ritual ließ sich niemand entgehen. In der Neckarmüllerei löschten wir später unseren Durst mit kühlen Getränken.

Beim Grillfest in der Hügelstraße kam wieder alles auf den Grill, was sich nur irgendwie grillen ließ. Thomas Maisch hatte fleißig die Werbetrommel gerührt, so dass wir eine muntere Gesellschaft von 20 Leuten waren.

Am 3. September feierten wir das 50-jährige Jubiläum der Klinke. Dafür mieteten wir einen Raum im Salzstadel an, in dem alle 38 Gäste gerade Platz fanden. Leider war der bestellte Kuchen von der Bäckerei nicht geliefert worden, so dass wir in Windeseile spontan Kuchen und Torten kaufen mussten. Es war dennoch ein lockeres, fröhliches Kaffeetrinken, bei dem einige Reden gehalten wurden. Am Ende durften alle eine Gerbera-Blume mit nach Hause nehmen.

Vom 26. September an war die Klinke kalt – für fast vier Wochen. Während der Sanierungsarbeiten im Parterre hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Rohre für die Gaszuleitung teilweise erneuert werden mussten. Die Teestubenleute zogen also in die Hügelstraße, und die Selbsthilfegruppen fanden Unterschlupf beim Sozialforum. Jetzt ist es wieder mollig warm in unseren Räumen.

Durchaus ernst ging es bei der Romanvorstellung zu, die uns Walter Nilson präsentierte. Die düstere Zukunftsvision erschien erschreckend realitätsnah, und man konnte es recht bedrückend finden, wie George Orwell uns in seinem Roman „1984“ die Lebens- und Arbeitsbedingungen einer zukünftigen Gesellschaft ausmalte. Walter war ein souveräner Referent.

Mitte November hat uns Thomas Maisch die Geschichte unseres Hauses und der Klinke näher gebracht. Wir erfuhren interessante Dinge aus fünf Jahrhunderten, denn so alt ist das Haus.

Ende November kamen zur Vernissage der Bilderschau von Daniela Brummer nicht nur die bekannten Gesichter, sondern auch etliche ihrer Freundinnen und Freunde. Michael als Laudator erläuterte uns Danielas künstlerischen Werdegang, der sie von abstrakter Malerei hin zum Konkreten führte. Es wurde ein geselliger Abend.

Einen krönenden Abschluss fanden die Aktivitäten im Klinke-Jahr schließlich am 12. Dezember mit unserer diesjährigen Weihnachtsfeier.

Wolfgang Keller

Mittsommersonne über St. Christopherus

Bericht von der KLINKE-Freizeit in Nonnenhorn vom 20. bis 24. Juni 2022

Die Freizeit in Nonnenhorn haben wir im vergangenen Jahr vom 20.-24. Juni, also gerade zur Zeit der Sommersonnenwende verbracht. Nach Aufgang der Sonne im Osten schien sie dort zunächst spärlich durch die Blätter der Baumreihe, beleuchtete dann den sich teilenden weißen Stamm einer hohen Birke unten am See, bis sie schließlich hoch am Himmel stehend das gesamte Grundstück in gleißendes Licht tauchte. Die Wiesen am Berghang des gegenüberliegenden schweizerischen Seeufers erstrahlten in sattem Grün, womit die dortigen Waldstücke wie in Schwarz getaucht kontrastierten.

Abends vor Sonnenuntergang stand die Sonne noch ziemlich hoch am Himmel, bevor sie gegen halb zehn allmählich hinter Bäumen und einem großen Boots- und Sommerhaus unten am Seeufer verschwand. Das Sommerhaus hatte ein schwingend auslaufendes Dach, sodass man den Eindruck gewinnen konnte, es stünde in Japan. Wenn man dann, während der Abendhimmel immer noch leuchtend hell war, den Blick nach Westen richtete, stand das Haus im Gegenlicht schwarz wie ein Scherenschnitt da. Weit im Westen türmten sich Wolken zu einem Gebirge, das im Feuer der untergehenden Sonne orangerot leuchtend an den oberen Rändern zu brennen schien.

Solche und andere Naturschauspiele waren wunderbare Gratisvorstellungen. Darüber hinaus haben wir zwei gemeinsame Ausflüge unternommen, das war zum einen die Zug- und Schifffahrt nach Unteruhldingen zu den Pfahlbauten. Da wurden wir um 1500 Jahre zurückversetzt in die Frühzeit der Siedlungskultur im Südwesten. Am letzten Tag fuhren wir nach Lindau. Manche besuchten dort die Ausstellung „Mythos der Natur“. Anschließend gönnten wir uns, wie immer zum krönenden Abschluss des Urlaubs, ein gemeinsames Mittagessen in einer Gaststätte am Hafen.

Erwähnen möchte ich noch den geselligen Abend. Der begann mit einem Grillfest, das uns vom Hausmeisterehepaar bereitet wurde. Es gab leckere Salate, und Herr Schmid verwöhnte uns am Grill mit verschiedenen Steaks und Würsten. Anschließend prüfte Thomas Maisch unser Wissen über den Bodensee und Umgebung, wieder mit lustigen und auch schwierigen Fragen. Als Quizmaster ist Thomas inzwischen zum Profi geworden. Michael Rost las aus eigenen Werken vor. Diese Texte waren sehr anspruchsvoll. Frieder Stehle untermalte den Abend musikalisch auf der Gitarre.

Was unsere Leute während der restlichen zweieinhalb Tage der Freizeit unternommen haben, entzieht sich weitgehend der Kenntnis des Chronisten, man hat sich auch einfach nur ausgeruht.

Alle Teilnehmer*innen sind zufrieden und erholt nach Hause gefahren und möchten gerne bei der Freizeit im nächsten Jahr wieder dabei sein. Wir danken unserem Verein.

Wolfgang Keller